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Interview mit dem Autoren

zur Veröffentlichung von
Der Dachs, der Wind und das Webermädchen

Zum Release des neuen Buches von Autor Jay Kay haben wir ein kurzes Interview über die Hintergründe der Geschichte und der Produktion geführt. Der Titel Nordwind war dabei der Arbeitstitel des Buches, bis es seine endgültige Form, Titel und Cover-Grafik erhalten hat.

F: Fantasy oder Magischer Realismus, alles schön und gut. Aber warum der Ausflug in den Bereich der Märchen und Sagen?

 

jk: Gut erkannt. Für meine nächste Geschichte aus dem Kosmos der Kinder der Erde suchte ich eine passende Form, die unterstreicht, dass diesmal ein sehr altes Wesen näher beleuchtet wird. Hier geht es um Hiéva, die Macht des Winters, und sie war als Nebenfigur in einer Vignette zu meinem Roman Ich, Santa aufgetaucht.

 

F. Dann soll es mehr sein als einfach nur Back-to-the-Roots?

 

jk: Ich fand die Idee gut, die Hintergrundgeschichte einer Figur zu entwerfen und dann auch die passende Form zu nutzen, um diese Historie rüberzubringen. In diesem Fall ist es nun mal ein Wesen, welches aus der Zeit des antiken Japan stammt. Da drängte sich die Form einer märchenhaften Sage förmlich auf.

 

 

F. Vom Stil her ist es die märchenhafte Erzählung, die im Vordergrund steht?

 

jk: Finde ich eher nicht. Die Sprache mag zwar zu Beginn so klingen, aber der Hintergrund ist aus der alten Geschichte Japans recherchiert. Die Erzählung und auch ihr Ton wandeln sich deswegen zum Ende mehr in Richtung einer Sage. Allerdings muss ich sagen, es hat sehr viel Spaß gemacht, auf Basis dieser unglaublich reichen japanischen Figuren- und Geisterwelt eine völlig neue und noch nie erzählte Geschichte aufzusetzen.

 

F: Ein paar Fakten stimmen mit der Historie überein?

 

jk: Was den Hintergrund betrifft, ist das tatsächlich der Fall. Die Kaiserin Jito hat es wirklich gegeben. Hier wird ihr durch die Handlung am Ende ein etwas anderer Twist verschafft. Viele Begriffe und Namen der Figuren sowie die Geisterhierarchie und die geografischen Gegebenheiten sind ausführlich recherchiert. All das mündet dann in einen komplett neuen Plot. Für mich war der Vorteil dabei, dass ich aus dieser reichen und vielfältigen Geschichte und Namenswelt schöpfen konnte, um sozusagen darauf aufzusetzen. Vom Stil her habe ich mich an den Klassikern der Fantasy-Literatur und sehr märchenhaft erzählten Stoffen orientiert. Das passt zu der archaischen Figur einer japanischen Prinzessin, die unglaublich mächtig ist und in den aktuellen (d.h. viel später spielenden) Romanen als Hiéva wieder auftaucht.

 

F: Warum überhaupt Japan?

 

jk: Das war schon bei der urspünglichen Konzeption der Figur - ehemals noch eine Nebenfigur - angelegt. Ich wusste schon sehr früh, dass ein tiefer und detaillierter geschichtlicher Backgrund notwendig ist. Das ist bei einem Fantasy-Stoff ja nicht immer ganz einfach und das liegt nicht an der Menge an Phantasie, die man als Autor dafür aufbringen könnte. Es ist schlicht eine Zeitfrage. Selbstverständlich könnte man - wie beispielsweise Tolkien - an den eigenen Kosmos herangehen und vorab ein ganzes Universum mit zig Figuren, Orten und eigener Historie entwerfen. Wem die Benennung der Figuren mit aussagekräftigen Namen nicht reicht, könnte es ebenfalls dem berühmten Professor aus Oxford nachtun und am besten gleich noch ein paar Sprachen entwerfen. Letztlich ist das immer eine Frage, wie viel Aufwand man betreiben möchte. Ich denke, die Historie und die unzähligen Geistergeschichten aus Japan sind in diesem Fall detailiert genug, um einen sehr vielschichtigen Background zu nutzen. Und der steht ja bereits zur Verfügung. Außerdem ist mein Umfeld in den Romanen - was die aktuelle Handlung betrifft - deutlich zeitgemäßer angesetzt und spielt größtenteils in unserer Welt, wenn auch mit einer Menge Magie durchzogen.

Ich habe die Recherche des Geisterkosmos und des antiken Japan für meinen Zyklus der Kinder der Erde genossen und als absolut ausreichend empfunden. Bin gespannt, wie das bei den Lesern ankommt.

 

F: Das klingt insgesamt nach Fantasy und Sagenstoff, der sich an eher ältere Lesergruppen richtet?

 

jk: Tatsächlich ist es aber für alle Altersstufen und Lesergruppen geschrieben. Die Geschichte und auch die Schreibe können auch jüngere Leser verstehen und man kann das Buch bestimmt gut vorlesen. Die Charaktere und überhaupt die gesamte Story mit ihrer Tragweite und den Twists machen das Buch jedoch auch für die Zielgruppe der älteren Fantasy-Leser interessant. Wer zum Beispiel phantastische Geschichten von Rafik Schami oder eben sogar Tolkien mag (ich meine jetzt die kürzeren eher märchenhaften Bücher), der wird hoffentlich von meinem Plot ebenso abgeholt.

 

F: Gab es sonst eine Herausforderung, die den Roman zu etwas Besonderem macht?

 

jk: Tatsächlich, die gab es. Es war recht schwierig, einen ordentlichen Twist in die Handlung hineinzuschreiben.

 

F: Wie das?

 

jk: Nun, ein Märchen oder überhaupt ein sagenhaft erzählter Stoff rollt die Handlung und die Intentionen der Figuren meist sehr ausführlich und leicht verständlich aus. Da bleibt nicht viel Raum für versteckte Kniffe und überraschende Wendungen. Wenn man in einem Märchen so etwas hinbekommen möchte, dann muss man schon einiges an geschickter Erzählweise und vor allem Hirnschmalz investieren, damit die Struktur am Ende passt und der Dreh funktioniert. Letztlich habe ich sogar ein paar Twists in die Handlung hineingeschrieben. Ich hoffe, das ist mir in diesem Buch gelungen und der Leser wird ausreichend überrascht.

 

F: Das hoffen wir auch und sind schon gespannt.

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